Mehdi Ghahreman – Mein Weg vom Iran nach Deutschland und das Leben dazwischen

Mein Name ist Mehdi Ghahreman, 43 Jahre alt, Unternehmer. Geboren in Iran und aufgewachsen im Deutschland, lebe ich heute in Hamburg.

Erinnerung

Mein Leben ist von zahlreichen Herausforderungen, Erfolgen und vor allem von der prägenden Erfahrung der Flucht nach Deutschland im Alter von zwölf Jahren gezeichnet. Seitdem lebe ich nach den Werten von Treue und Loyalität, die für mich essenziell sind – sie geben meinem Leben seinen Sinn und sind der Grund, warum ich mit voller Überzeugung lebe und liebe.

Die Flucht nach Deutschland

1992, im Alter von zwölf Jahren, begann meine Reise in ein neues Leben. Zusammen mit meinen Eltern, drei jüngeren Brüdern und meinem älteren Bruder flohen wir aus dem Iran. Wir verließen unser Zuhause mit fast nichts – nur trockenes Brot für die Reise. Unser Weg führte uns zunächst mit Schleusern über Jugoslawien nach Rumänien, wo wir ein Jahr verbrachten. Anschließend reisten wir weiter nach Österreich. Von dort setzten wir unseren Weg zu Fuß bis nach Hannover fort und gelangten schließlich auf ein Flüchtlingsschiff in Hamburg.

Meine Eltern

Für meine Eltern (Papa 32 und Mama 30) war es besonders schwer, als wir nach Deutschland weiterreisen durften, jedoch meine Brüder in Rumänien zurückbleiben mussten, weil wir nicht genug Geld hatten, um die Schleuser zu bezahlen. Eine ältere Dame, der meine Eltern vertrauten, nahm sie in ihre Obhut, bis wir eines Tages wieder vereint sein konnten. Heute, als Familienvater, denke ich oft an diese schweren Zeiten zurück und bin dankbar, dass es uns gelungen ist, meinen Bruder schließlich nach Deutschland zu holen und unsere Familie wieder zusammenzubringen.

Das Leben in Deutschland

Als wir nach der anstrengenden Reise endlich in der Asylbewerberunterkunft in Hamburg ankamen, fiel die erste Last von uns ab. Obwohl uns die Angst vor einer möglichen Abschiebung weiterhin begleitete, fühlten wir uns in der Unterkunft sicherer. Auf dem Schiff kursierten schreckliche Geschichten über Polizisten und Abschiebungen, die uns in ständiger Furcht hielten. Der Gedanke, in den Iran zurückzukehren und für unsere Flucht bestraft zu werden, war kaum erträglich.
Die Zeit in Deutschland war alles andere als einfach, doch trotz aller Herausforderungen fühlte ich mich hier sicherer als in meiner Heimat. Besonders half mir ein deutscher Junge, der mich wie einen Bruder aufnahm. Durch ihn und seine Familie lernte ich schnell die deutsche Sprache und Kultur kennen. Freundschaften wie die zu ihm waren für mich damals wertvoller als jede finanzielle Sicherheit. Eine herzliche Umarmung bedeutete mir mehr als Geld – es war diese Menschlichkeit, die mir half, mich hier zu integrieren. Heute ist dieser Junge ein Bruder für mich

Das Gefühl, immer ein Gast zu sein

Trotz all der positiven Erfahrungen, die ich in Deutschland gemacht habe, bleibt das Gefühl, für viele Deutsche immer nur ein Gast zu sein. Sätze wie „Was willst du hier?“ höre ich auch nach all den Jahren immer wieder. Besonders schmerzlich war dies an einer meiner letzten Arbeitsstellen, bevor ich den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Mein damaliger Chef war nicht ausländerfreundlich und stellte mir diese provokative Frage häufig. In solchen Momenten entschied ich mich zu schweigen, da eine Diskussion nur zu einer Eskalation geführt hätte.


Als Flüchtling und Migrant muss man sich anpassen, um in Deutschland überleben zu können. Ich habe mich angepasst, weil es notwendig war. Ich habe die Sprache gelernt, mich weitergebildet und versucht, die Ablehnung, die mir entgegengebracht wurde, zu verstehen. Wenn in Deutschland beispielsweise eine Moschee gebaut wird, kann ich die Kontroversen durchaus nachvollziehen. Würde ein Deutscher im Iran eine Kirche bauen, gäbe es vermutlich ebenfalls Widerstand. Dennoch erwarte ich, dass dieses Verständnis auf beiden Seiten besteht: Wir Flüchtlinge wollen in der Regel ein normales Leben in Deutschland führen und nicht als Belastung oder Schmarotzer wahrgenommen werden.